Eine gute Möglichkeit, sich als Kfz Gutachter auch erst mal als Nebentätigkeit, eine Selbstständigkeit auf zu bauen, ist der Beruf des Kfz Gutachter. Die Zahl der Fahrzeuge und der Unfälle ist die letzten Jahre immer weiter gestiegen. Nun ist es leider so, dass immer mehr Versicherungen versuchen, Unfallschäden über ihr eigenes „Schadenmanagement“ zu steuern um so Kosten zu sparen.
Im Zweifel entscheidet sich die Versicherung natürlich für ihr eigenes Budget und das Nachsehen hat der Geschädigte. Deshalb ist es wichtig, dass ein Kfz-Gutachter unparteiisch und unvoreingenommen ein Gutachten erstellt.
Auch gibt es immer spezifischere Weiterbildungen, die es einem ermöglichen, in einer Nische tätig zu sein. Hier findest du alles zum Thema Kfz Gutachter.
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Gibt es einen Unterschied zwischen dem Kfz Gutachter und dem Kfz Sachverständigen?
Im Internet und umgangssprachlich werden oft die zwei Begriffe Kfz-Gutachter oder Kfz-Sachverständiger verwendet. Prinzipiell handelt es sich aber um den gleichen Beruf. Der Kfz-Sachverständige wird in offiziellen Texten und Gesetzestexten verwendet. Auch wird von den Bildungsanbietern der Kfz-Sachverständige verwendet.
Was macht ein Kfz-Sachverständiger?
Meistens kommen Menschen mit einem Kfz Gutachter in Berührung wenn ein Unfall passiert ist. Er berät daher unparteilich und fachlich die Unfallbeteiligten. Eine der häufigsten Aufgaben des Kfz-Gutachter ist die Begutachtung eines Unfallautos. Er nimmt alle, nachweislich entstandenen Schäden am Fahrzeug auf, dokumentiert diese und erstellt ein Unfallgutachten. Dabei kalkuliert er die Reparaturkosten, ermittelt den Wiederbeschaffungswert und/oder den Restwert mit Hilfe einer Restwertbörse und setzt, falls möglich, eine Wertminderung fest.
Auch ist es wichtig die Vorschäden zu dokumentieren, denn auch nach einem Jahr haftet der Verkäufer eines Fahrzeugs für Schäden, die schon vorhanden waren. Außerdem werden Vorschäden bei einem Haftpflichtschaden in Abzug gebrachten, wenn diese während einer Reparatur mit behoben werden.
Aber er hat auch noch andere Aufgaben. So kann er auch nach entsprechenden Weiterbildungen Wertgutachten erstellen. Diese werden z.B. benötigt, wenn ein Oldtimer, ein „Exote“ oder ein speziell getuntes Fahrzeug versichert werden sollen. Oft ist ein Wertgutachten Voraussetzung um ein Fahrzeug zu versichern.
weitere berufliche Aufgaben sind:
- fachliche unparteiische Beratung
- Prüfung auf Plausibilität
- Gerichte bei Klärung des Sachverhalts mit Gutachten unterstützen
- Nutzungsausfall festlegen
Erfahre auf unserer Seite alles über Gutachten
Definition des Kfz Sachverständigen
Der Sachverständige bringt ein ausgewiesenes Fachwissen mit. Er kann in seinem Fachgebiet Feststellungen treffen und diese einem Außenstehendem vermitteln. Es gibt unterschiedliche Arten von Sachverständigen. Wenn du als Kfz-Sachverständiger startest, dann wirst du wahrscheinlich als „freier Kfz-Sachverständiger“ anfangen. Grundsätzlich gibt es folgende Unterscheidungen:
- öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige ÖBUV
- Zertifizierte Sachverständigen nach EU-Zertifizierung DIN EN ISO/IEC 17024
- freie Sachverständige – ohne Bestellung durch außenstehende Organisation
wir haben uns hier mit dem ÖBUV und hier mit dem Zertifizierten befasst
Der Begriff des „Sachverständigen“ ist in Deutschland nicht geschützt, er setzt allerdings voraus, dass eine besondere Sachkunde vorliegt, z.B. durch entsprechende Nachweise von Seminaren, Berufsausbildungen und Weiterbildungen.
Wer ist der Auftraggeber?
Die Beauftragung kann von unterschiedlichen Parteien geschehen. Der freie Kfz-Sachverständige wird bei einem Haftpflichtschaden meist vom Geschädigten beauftragt, teilweise aber auch vom Schädiger.
Bei Kaskoschäden beauftragt im Normalfall die eigene Versicherung entweder einen hauseigenen Kfz Sachverständigen oder auch einen freien Kfz Sachverständigen.
Landet eine Unfallsache vor Gericht und dieses fordert ein Gutachten an, so beauftragt das Gericht einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen oder auch einen zertifizierten Sachverständigen.
Wie werde ich Kfz Gutachter?
Als erstes entscheidest du dich für eine Bildungseinrichtung und meldest dich dann dort an. Nach Prüfung deiner Voraussetzungen wirst du zum Seminar zugelassen und nimmst nun an den Lernfeldern teil. Entweder werden bereits nach den einzelnen Lernfeldern Zwischenprüfungen abgehalten oder es findet erst zum Schluss eine Abschlussprüfung statt.
Nach dem erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfung, beginnt die eigentlichen Lernphase. Denn „Learning by Doing“ ist neben dem Lernen in einem Seminar, dass wichtigste um Sicherheit und Wissen zu erlangen.
Auch kann es nützlich sein, in einem Sachverständigen-Verband Mitglied zu werden.
Welche Qualifikationen braucht eine Kfz-Gutachter?
Grundsätzlich sollte ein technisches Grundverständnis und eine fundierte Sachkunde vorhanden sein. Auch muss er unparteiisch handeln, d.h. er darf weder den Schädiger oder den Geschädigten bevorzugen. Darüber hinaus muss er folgende Abschlusszeugnisse nachweisen:
- Kfz-Meister
- Kfz-Technikermeister
- Kfz-Elektrikermeister
- Lackiermeister
- Karosseriebaumeister
- Zweiradmechanikermeister
- staatlich geprüfter Kfz-Techniker
- Dipl.-Ing. FH / TH mit Fachrichtung Kraftfahrzeug
Welche Schulungsanbieter gibt es?
Mittlerweile gibt es eine große Anzahl von Bildungsanbietern, die einen zum Kfz-Sachverständigen ausbilden.
- Akademie des TÜV Rheinland
- Sachverständigenbetreuung und Weiterbildungs GmbH
- modal Sachverständigen Ausbildungs- u. Kompetenz-Center
- DGuSV deutscher Gutachter und Sachverständigen Verband
Die Lerninhalte zum Kfz Gutachter:
Die Ausbildung zum Kfz Gutachter umfasst viele unterschiedliche Bereiche. So werden technische Grundlagen und weiterführende Kenntnisse vermittelt, genauso wie juristische und versicherungstechnische Grundlagen. Außerdem werden auch praktische Tätigkeiten erklärt und vermittelt, wie z.B. das Erstellen von Gutachten oder die Schadenaufnahme.
folgende aufgelistete Lerninhalte sollten in den Schulungen vorkommen:
Was verdient ein Kfz-Gutachter?
Wie viel ein Kfz Gutachter verdient, hängt davon ab, ob er Angestellter oder Selbstständiger ist. In einem Angestelltenverhältnis kann je nach Arbeitgeber mit einem Brutto-Monatsgehalt von ca. 3900€-4500€ gerechnet werden. Zusätzlich zu diesem Festgehalt sind aber auch noch Bonuszahlungen üblich, wenn Zielvereinbarungen erfüllt werden.
Als selbständiger Kfz Gutachter verdient man zwischen ca. 500€ bis 1200€ pro Gutachten (inkl. MwSt.). In manchen Fällen kann ein Gutachten auch mehrere Tausend Euro kosten. Die Honorarhöhe richtet sich nach der Schadenhöhe des Unfalls. Handelt es sich um eine hochpreisiges Fahrzeug mit einem starken Unfall, so steigt auch das Honorar.
Eine weitere Möglichkeit seine Einnahmen zu erhöhen besteht darin, sich zu spezialisieren und in Nischensegmente weiterzubilden.
Was kostet die Ausbildung?
Die Kosten der Ausbildung variieren von Anbieter zu Anbieter. Es gibt Seminare ab ca. 2500 € und die Kosten gehen hoch auf bis zu 6000 €. Hinzu kommt, dass du vielleicht auch noch Urlaub nehmen musst, es sei denn du machst die Ausbildung an einem Wochenende.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Dauer der Ausbildung hängt stark davon ab, wo du deine Kfz Gutachter Ausbildung machst. Die Spanne reicht von einigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten. Auch richtet sich die Dauer danach, ob du die Ausbildung in Vollzeit oder neben deinem Beruf machst.
Um eine fundierte Ausbildung zu genießen, solltest du eine Zeitspanne von 6 bis 12 Monaten einplanen.
Welche Fördermöglichkeiten zur Kfz Gutachter Ausbildung gibt es?
Wenn du in eine Selbstständigkeit startest, dann kann es hilfreich sein, eine finanzielle Förderungen in Anspruch zu nehmen. Die Investitionskosten werden sich in aller Regel in Grenzen halten. Um als Kfz-Sachverständiger zu starten, benötigst du unter anderem folgende Betriebsmittel: einen Computer oder Laptop, eine gute Kamera und diverses Zubehör, wie z.B. ein Dellensegel, magnetische Markierungshelfer und Schreibmaterialien usw..
Zusätzlich zu diesen einmaligen Anschaffungen kommen noch laufende Kosten. Betriebskosten sind z.B. Handy/Internetzugang und Software zur Kalkulation, Gutachten- und Rechnungserstellung aber auch dein Gehalt bzw. deine Entnahmen.
Es kann aber auch sein, dass du schon einen gewissen Kundenstamm besitzt und das du direkt ein Gutachterbüro mit Hebebühne eröffnen willst. Dies erfordert schon eine weitaus größere Investitionssumme.
Um die Anlaufkosten und Investitionskosten abzudecken besteht die Möglichkeit einen ERP-Gründerkredit bei der KfW-Bank zu nehmen. In diesem Programm werden bis zu 125.000 € gefördert.
Teilweise legen auch die verschiedenen Wirtschaftsministerien der Bundesländer Förderprogramme auf. Es gilt daher sich weitergehend nach aktuellen Fördermöglichkeiten um zu sehen.
Selbständigkeit als Kfz Gutachter
Um eine Selbständigkeit als Kfz-Gutachter zu starten, benötigst du entweder eine Gewerbeanmeldung oder du versuchst bei deinem Finanzamt deine Tätigkeit als Freiberufler durch zu bekommen. Eine Gewerbeanmeldung kannst du vor Ort oder mittlerweile auch online bei deiner Stadt oder Gemeinde machen. Dies ist ziemlich einfach und kostet auch nicht viel. Erst wenn du mehr Aufträge erhältst, weil du z.B. Empfehlungen von Werkstätten oder Kunden bekommst, kann es sinnvoll sein eine GmbH oder eine andere Rechtsform zu wählen.
Vorteile der Selbständigkeit sind unter anderem:
- freie Zeiteinteilung
- freie Möglichkeit der Selbstverwirklichung
- freie Wahl der Software
- freie Wahl der Krankenversicherung
- keine Sozialabgaben Pflicht
- die Möglichkeit, sich selbst um seine Rente zu kümmern
- Absetzmöglichkeiten und dadurch Steuerminderung, z.B. Computer, Handykosten, Auto etc..
Aber dies bedeutet natürlich auch sich um mehr zu kümmern, z.B. um:
- Buchhaltung
- Werbung/Marketing
- Neukundenakquise
- Finanzamt
- Kommunikation mit Versicherungen und Kunden
- Socialmedia
- Unternehmerisches Handeln
Weiterbildungen nach der Ausbildung
Als Kfz Sachverständiger kannst dich in den unterschiedlichsten Richtungen weiterbilden. Teilweise musst du eine gewisse Berufserfahrung nachweisen, z.B. durch erstellte Gutachten, es gibt aber auch Weiterbildungen ohne solche Voraussetzungen.
Hier sind einige Weiterbildungen:
- Praxisseminar Hybrid
- Praxisseminar Caravan
- Praxisseminar Tank und Nutzfahrzeuge
- Fachseminar Thermografie
- Fachseminar aktuelles Recht
- Basisseminar Oldtimer
um nur einige zu nennen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass du dich nach der DIN 17024 EU zertifizieren lässt.
Die höchst mögliche Ausbaustufe in deiner Karriere ist dann der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige.
Es gibt gute Spezialisierungsmöglichkeiten
Als Kfz-Sachverständiger kannst du dich weiter spezialisieren. Dein Hobby ist vielleicht das Bootfahren und du bist Mitglied in einem Yachtclub oder ähnlichem. Dann kann es sinnvoll sein, sich als Boots-Gutachter weiter zu bilden. Dies kann sehr lukrativ sein, denn Beschädigungen an Booten gehen schnell in die zehn tausende.
Auch eine Spezialisierung in Richtung Baumaschine oder Kräne kann sehr lukrativ sein und stellt für dich ein Alleinstellungsmerkmal da.
Eine weitere und in den letzten Jahren immer stärker wachsende Branche sind Wohnmobile und Caravans. Schäden an der Außenhaut des Wohnwagens sind oft nur aufwendig instand zu setzten und erfordern eine spezielle Sachkunde.
Wie viele Kfz-Gutachter gibt es?
Laut einer Schätzung vom Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen (BVSK) aus dem Jahr 2016, arbeiten ca. 10.000 Personen als Kfz-Sachverständige. Anscheinend üben einige Tausend von ihnen ihre Tätigkeit ohne fundierte Vorausetzungen aus.
Welche Herausforderungen gibt es für die Zukunft?
Die technische Weiterentwicklung der passiven und aktiven Schutzsystem in den Fahrzeugen, wird längerfristig dazu führen, dass die Unfallzahlen sinken. In der Zukunft wird das autonome Fahren immer präsenter. Versicherungen, Fahrzeughersteller und zuletzt auch Kunden fordern immer bessere Ausstattungen, selbst in Kleinwagen.
Allerdings waren noch nie so viele Fahrzeuge in Deutschland zugelassen, wie 2024. In allen Kategorien gab es Rekordzulassungen. Bei über 49,1 Millionen Personenkraftwagen, über 3,7 Millionen Lastkraftwagen und über 4,99 Millionen Krafträdern, sowie weiteren Fahrzeugen, wie z.B. Wohnwagen und Wohnmobile, Landmaschinen, Baumaschinen, Spezialmaschinen und Booten, wird weiterhin Bedarf nach Gutachtern bestehen.
Fazit
Dank der guten Spezialisierungsmöglichkeiten durch entsprechende Weiterbildungen bleibt der Beruf des Gutachter weiter interessant. Abwechslung durch unterschiedliche Tätigkeiten und Weiterbildungen machen den Beruf attraktiv. Die Möglichkeit im Angestelltenverhältnis oder als Selbständiger zu arbeiten bietet Vor- und Nachteile. Auch die Verdienstmöglichkeiten sind gut und als Selbständiger „nach oben“ offen.